Fritz hatte ich ja bereits angedeutet. Was soll ich sagen. So ein Typ Schwiegersohn bei dem man denkt: „ach, nett“.

Als Anna – Luise den jungen Mann das erste Mal mitbrachte, war ich überrascht. Ein höflicher Typ, Blumen für mich dabei, Scheitel links. Im ersten Moment war ich nicht sicher ob Markus der erste und letzte nicht irgendwo ein Ei ins Nest gelegt hatte. DAS hätte der aber nie gemacht. Der war ja mit mir schon mehr als überfordert.

Fritz stand so lange im Zimmer bis man ihn bat sich zu setzten, er redete nur wenn er gefragt wurde und hatte ansonsten nur Augen für meine Tochter. Die leuchtend roten Haare passten wunderbar zu seinen blauen Augen und seine Figur war in der Tat makellos. Beim Kuchen bekamen wir das erste Problem. „Sind da Eier drin?“. Ich schaute ihn etwas verdattert an. „Keine tierischen Produkte“, klärte Fritz mich auf. Für abends hatte ich Sauerbraten mit Klößen und vorweg eine Rinderkraftbrühe vorbereitet. Das wird ihm ja schmecken, dachte ich bei mir und ging im Geiste meine Vorratskammer durch. Alternativ konnte ich ihm vielleicht einen Apfel anbieten. Oder eine Banane, oder beides.

Beim Kaffee erklärte mir Fritz, als Antwort auf meine Frage nach seinem Beruf, dass Pi eine mathematische Konstante sei, die das Verhältnis vom Umfang…… Es folgte eine Abhandlung von Formeln und logischen Schlussfolgerungen, die ich mit einem lächelnden Kopfnicken begleitete. Fritz war Mathematiker, hatte mehrere Preise gewonnen und war nun an einer Hochschule für Begabte als Professor beschäftigt. Professor mit 27.Hut ab. Nun sind wir ja alle nicht dumm, aber gerade Mathe war überhaupt nicht unser Gebiet.

Anna – Luise sah mich an und kniff mir dabei ein Auge. „Mama, drei mal drei macht sechs“. Ich antwortete ihr: „Genau und wenn Du dich dabei im Kreis drehst und in ein Bettlaken wickelst, weißt Du später was Dein Umfang ist“. Nicht lustig, gar nicht lustig. Fritz begann uns zu erklären, dass die Dicke eines Bettlakens nicht geeignet sei, den Umfang zu 100 % zu bemessen. Da spielen dann auch noch die Haltung und der Zustand vor oder nach dem Essen eine Rolle. Veganes Essen. Ehrlich gesagt, war ich fünf Stunden später froh, als mein Töchterchen und ihr Fischers – Fritz ohne Fischer sich wieder verabschiedeten.

Auf jeden Fall schien Anna – Luise glücklich, oder zumindest zufrieden, oder auf jeden Fall war es ihr lieber als alleine zu sein. Die nächsten Wochen zeigten, dass Alkohol ein Unwort ist und Feiern und Spaß haben fast an Hexerei grenzten. Während Anna – Luise heimlich zum Sekt trinken zu mir kam und nachher Packungen von Kaugummi in sich hinein stopfte studierte, lehrte Fritz weiter Zahlen. „Na, hoffentlich hat er sich mit Anna – Luise nicht verrechnet“ ging es mir durch den Kopf. „Hoffentlich geht diese Gleichung auf“. „‘Hoffentlich hat er die Rechnung nicht ohne den Wirt gemacht“. Wie viele mathematische Beispiele es doch gab. Am Ende war es jedoch nicht meine Rechnung, die bezahlt werden musste.

Ich hatte meinen Spaß hier und da die leeren Eierlikörbecher zu zählen, die ich nach einem richtigen Schnitzel mir Sause Hollondaise verdrückt hatte. „Nich lang schnacken, Kopp in Nacken“, war schon immer meine Devise. Ob der Fritz nun blieb oder doch im Zahlenmuseum ausgestellt wurde?

Ella Glasmann, freut sich, dass sie dieses Problem nicht selbst hat